Trennung als Zeichen der Liebe

Das Problem in den meisten Beziehungen besteht darin, dass wir Ansprüche an unser Gegenüber erheben, denen wir selbst nicht gerecht werden. Wir möchten gern, dass sie uns verstehen, uns zuhören, auf unsere Bedürfnisse und Grenzen achten. Wenn wir uns darüber aber selbst nicht einmal bewusst sind oder nicht deutlich darüber ins Gespräch gehen, können wir nicht erwarten, dass die andere Person weiß, wie sie mit uns umzugehen hat.

 

Der erste Schritt zu einer zufriedenen und glücklichen Beziehung ist also, sich selbst zu kennen. Das heißt, dass ich zuerst einmal die Beziehung zu mir aufbauen und pflegen muss, ehe ich mich daran mache, meine Beziehung zu einer anderen Person zu „bearbeiten“.

 

Meist sind die Menschen, mit denen wir uns umgeben, nämlich ziemlich okay so, wie sie sind. Genauso steht es um uns selbst. Nichtsdestotrotz ziehen und zerren wir am Gegenüber herum und sind dann doch wieder frustriert, weil auf lange Sicht alles bleibt wie es ist. Eigentlich besteht jedoch die Verletzung darin, dass wir uns und/ oder die andere Person nicht darin anerkennen und respektieren, wie wir nun einmal sind. Passt das gerade nicht zu unseren eigenen Bedürfnissen und Wünschen in einer Beziehung, ist es fairer für alle Beteiligten, getrennte Wege zu gehen.

 

Wenn ich vorher festgestellt habe, dass es okay ist, dass ich bin, wie ich bin und du bist, wie du bist, dann kann eine Beziehung und auch eine Trennung in gegenseitigem Respekt geschehen. Ich wage sogar so weit zu gehen, zu behaupten, dass es eine Trennung ein großes Zeichen von Liebe sein kann, wenn sich beide einfach so in Frieden lassen, wie sie sind und feststellen, dass es schlichtweg nicht passt – gönnen wir uns und dem Gegenüber damit doch ein Umfeld, in dem wir sein können, wie wir sind.

 

Diese Schlüsse gelten übrigens bei weitem nicht nur für Liebesbeziehungen. Je mehr ich mir ein soziales Leben gönne, in dem ich mich nicht verbiegen muss, desto weniger Stress verspüre ich nach Begegnungen, Zusammenarbeit und Verhandlungen. Natürlich ist es ein großes Privileg, sich den/die Arbeitgeber*in, Nachbar*innen, Freundschaften und Partner*innen frei wählen zu können. Ich muss aber auch nicht jede Beziehung direkt beenden, in der ich den Eindruck habe, ich müsste mich verbiegen oder die andere Person sei einfach „zu anders“.

 

Ich möchte dir dafür eine kleine Übung an die Hand geben:

Überprüfe, wie dein Energielevel nach Begegnungen mit einzelnen Menschen in deinem Umfeld im Schnitt aussieht. Die Kunst besteht nun dann darin, herauszufinden, was genau du meinst, bei den Menschen, die dir eher Energie „ziehen“, nicht zeigen oder sein zu können. Vielleicht sind es auch einfach nur Fehlannahmen über die anderen, die sich in deiner Entwicklungsgeschichte begründen. Insofern lade ich dich ein, auszuprobieren, wie es tatsächlich ist, wenn du dich authentisch in Beziehungen zeigst und zu beobachten, was passiert – bei dir und bei deinem Gegenüber.

 

Ich wünsche dir viel Erfolg auf der Reise zu einer vollständigeren Beziehung zu dir und deinen Mitmenschen! Alles Liebe!

de_DEDE