Derzeit werden wir von den vielen medialen Eindrücken von den globalen Krisen regelrecht erschlagen. Aber was können wir tun, wenn diese Impressionen uns in schwierige Gefühle bringen?
Das eine ist der bewusste Umgang mit und die Dosierung von Nachrichtenkonsum. Sicher ist es ein Wert unserer vernetzten Gesellschaft, sich ein differenziertes Bild der Geschehnisse zu machen. Allerdings nutzt uns diese Information nicht viel, wenn wir dadurch entweder handlungsunfähig in Anbetracht unserer uns überschwemmenden Emotionen oder gänzlich gefühlstaub werden, um eben jener Überschwemmung nicht ausgesetzt zu sein. Es kann ratsam sein, Beiträge achtsam zu konsumieren bzw. Diskurse darüber achtsam zu führen, z.B. indem ich alle paar Minuten überprüfe:
Was macht das gerade mit mir? Welche Gefühle kommen auf? Welchem Zweck dient es, dass ich gerade diese Information suche? Was konkret mache ich mit diesem Informationsgewinn? Wie nützt das mir oder den direkt Betroffenen?
Die Pandemie der letzten zwei Jahre sowie die Klimakrise und viele weitere Konflikte haben mitunter Gefühle der Hilflosigkeit geschürt, die nun in Anbetracht des Krieges auf europäischem Boden noch verstärkt werden können. Es sind Themen, die uns aufgrund ihrer Größenordnung schlichtweg überfordern. Das Gefühl von Ohnmacht kann uns lähmen und handlungsunfähig machen oder ins Gegenteil umschlagen und uns in einen blinden Aktionismus bringen. Beide Reaktionen können auf lange Sicht schaden, weswegen es wichtig ist, sich der unterliegenden Gefühle und Motive unserer Handlungen bewusst zu werden.
Wenn ich also während des Nachrichtenkonsums oder der Unterhaltung mit anderen über diese großen Themen feststelle, dass in mir schwierige Gefühle auftauchen, kann ich mir für einen Moment die oben beschriebenen Fragen stellen.
Wenn ich feststelle, dass die Unterhaltung oder der Medienkonsum gerade nicht in irgendeiner Form hilfreich sind, ist es für mich an der Zeit, ebendiese zu pausieren und erst einmal mein Stresslevel zu reduzieren. Das geht am einfachsten durch einige tiefe Atemzüge, die dem Körper suggerieren: „Ich lebe, ich habe Zeit und Raum, in Ruhe zu atmen. Es ist sicher.“
Aus diesem beruhigten Zustand kann ich mich nun noch einmal fragen:
Was brauche ich gerade? Wie kann ich diesem Bedürfnis gerecht werden? Welche Ressourcen stehen mir dafür zur Verfügung? Wenn ich feststelle, dass ich sogar mehr Ressourcen habe als ich persönlich brauche, kann ich zur Ursprungsproblematik zurückkehren und mich fragen: Was davon kann ich beitragen, um womöglich etwas zum Positiven zu wenden?
Stelle ich hingegen fest, dass es mir an Ressourcen mangelt, adäquat auf meine eigenen Bedürfnisse zu reagieren, kann ich schauen, wer mir in dieser Situation behilflich sein könnte. In meiner Praxis begegnen mir oft Stimmen, die dann so etwas sagen wie: „Aber in Anbetracht dessen, was andere erleiden, geht es mir doch gut… Ich dürfte mich gar nicht beklagen.“ Diese Schuldgefühle bringen niemanden weiter. Um anderen helfen zu können, müssen wir zuerst einmal sicherstellen, dass wir selbst die Mittel dazu haben.
In diesem Sinne: Sorge gut für dich und schau von dort aus, was du beitragen kannst.