Ich sollte mal…

Sätze, die mit diesen Worten beginnen, sind schwierig. Das Problem, das diesen drei kleinen Worten inne liegt, ist die nicht-identifizierte Motivation. Du kannst das überprüfen, indem du daran zurückdenkst, wann das letzte Mal tatsächlich Verhaltensänderungen auf diese Worte gefolgt sind. Na, ertappt?!

 

Eh nun deine inneren kritischen Stimmen zu Wort kommen: Du bist damit nicht allein und immerhin kann ein solcher Satz dafür stehen, dass du eine Differenz zwischen deinem Verhalten und deiner Einstellung aufgespürt hast. Dieses in der Psychologie als Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz bezeichnete Phänomen bereitet uns gehörig Kopfschmerzen. Wir streben geradezu danach, dass unsere Einstellungen auch dem entsprechen, wie wir handeln, und andersherum.

 

Es gibt also zwei Stellschrauben, um diese Diskrepanz auszuloten: Erstens (und das ist die häufigste Annahme), ich muss mein Verhalten ändern, oder zweitens, meine Einstellung zum entsprechenden Thema.

 

Wir kreieren unser Selbstbild oft lieber über unsere Einstellungen als über das tatsächliche Verhalten. Es ist sehr viel einfacher, sozial erwünschte Gedanken und Worte zu teilen als sich tagtäglich danach auszurichten. Am Ende des Tages entsprechen aber nicht alle dieser erwünschten oder angepassten Denk- oder Verhaltensweisen unseren individuellen Bedürfnissen. Deshalb fehlt uns schlichtweg die intrinsische, also aus uns selbst heraus generierte Motivation, unser Verhalten zu ändern.

 

Bevor du dich also das nächste Mal dafür kritisierst, dass du wieder einmal nicht die Disziplin aufgebracht hast, dein Verhalten zu ändern, lade ich dich ein, dich folgendes zu fragen:

 

Warum sollte ich das tun/ lassen?

Wem käme das zugute?

Wen (oder: Welchen Teil in mir) könnte ich diesen Satz sagen hören?

Was würde passieren, wenn ich besagte Handlung unterließe/ fortsetzte?

Was ist an meinem derzeitigen Verhalten vielleicht sogar gut?

 

Die Antworten zu diesen Fragen können ein Wegweiser dafür sein, ob du dein Verhalten tatsächlich aufgrund deines inneren Wunsches ändern möchtest (mehr zu Gewohnheiten und Verhaltensänderungen und der Arbeit mit dem inneren Kritiker statt dem „Schweinehund“ liest du hier) oder ob es an der Zeit ist, dich in Akzeptanz deiner eigenen Bedürfnisse zu üben, auch wenn diese nicht den von dir wahrgenommenen Wünschen oder Erwartungen deines Umfelds entsprechen.

 

Ich wünsche dir gutes Gelingen auf dieser Forschungsreise und beim Finden deiner inneren Kongruenz!

de_DEDE