Wo finde ich Hilfe?

Oft kommt es zu Verwirrungen der recht ähnlichen Begriffe Psychotherapie, Psychologie und Psychiatrie. An dieser Stelle breche ich die Begriffsklärung auf einen einfachen Wegweiser herunter, der sich auf den Aspekt der praktischen Anwendbarkeit bezieht. Im Beitrag Berufe für die Psyche grenze ich die Berufsbezeichnungen voneinander ab.

 

Wenn du ein Anliegen hast, bei dem du professionelle Unterstützung suchst, gibt es mehrere Varianten, die vordergründig von den Faktoren Dringlichkeit, der Tiefe des Problems und deinen finanziellen Voraussetzungen abhängen.

 

Extrem hohe Dringlichkeit:

Wenn du keinen Ausweg mehr weißt, heißt es schnell agieren: Bei akuter Suizidalität hilft die 112 bzw. Notaufnahme.

 

Hohe Dringlichkeit:

Der Krisendienst beschäftigt geschulte Fachkräfte, die gezielt auf akute Krisen eingehen und ggf. Hinweise auf weitere sinnvolle Einrichtungen geben können.

 

Moderate Dringlichkeit & aktuelle Problemstellung:

Anliegen, die aktuell, aber nicht sehr dringlich sind und auf den ersten Blick nicht mit Langzeitprozessen in Verbindung stehen, lassen sich bspw. per Termin in einer Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) oder bei einem*r Psycholog*in oder Coach klären. Ersteres hat den Vorteil, dass die Beratung kostenfrei ist. Es kann sein, dass du im Tagesgeschäft der KBS weniger Zeit und/ oder räumliche Privatsphäre für die Beratung hast als bei einer Stunde, die du beim Coach oder Psycholog*in bezahlst.

 

Moderate-niedrige Dringlichkeit & Langzeitprozesse:

Zur Bearbeitung von Langzeitprozessen, z.B. Mustern, die du anhand wiederkehrender Probleme bemerkst, empfiehlt es sich, diese in einer stabilen therapeutischen Beziehung in Angriff zu nehmen. Das kann sowohl bei einem/r Coach/ Psycholog*in als auch bei einem/r Psychotherapeut*in geschehen.

 

Letztere haben ggf. die Möglichkeit, mit der Krankenkasse abzurechnen, was für Langzeitprozesse insofern toll ist, als dass du dir keine Gedanken um die Kosten machen musst. Die Diagnose ist Voraussetzung für eine von der Krankenkasse übernommene Psychotherapie. Solltest du einen Leidensdruck verspüren bzw. die Vermutung haben, dass deine Problemlagen Krankheitswert haben könnten, solltest du das mit deinem/deiner Hausarzt/-ärztin abklären. Psychische Erkrankungen sind ebenso ernst zu nehmen und behandlungswürdig wie physische Erkrankungen. Das überschreitet die Begleitung, die dir ein*e Psycholog*in oder Coach anbieten kann und sollte!

 

Als Selbstständige*r oder angehende/r Beamter/-in solltest du dich vorab informieren, welche Folgen eine psych. Diagnose für private (Zusatz-)Versicherungen bedeutet. Hier kann es sich ggf. rechnen, die Therapiekosten privat zu tragen.

 

Psycholog*innen und Coaches bieten meist sowohl Beratung und Begleitung bei akuten sowie Langzeitthemen an. Der Nachteil dabei ist, dass man die Kosten privat tragen muss. Vorteilhaft ist, dass die Methodenvielfalt potenziell größer sein kann als in den wenigen anerkannten Psychotherapieverfahren.

Natürlich gibt es auch großartige Psychotherapeut*innen, die sich ständig fortbilden, genauso wie Coaches, die keinerlei Ausbildungshintergrund haben.

 

Die Grundlage einer erfolgreichen Unterstützung liegt in einer vertrauensvollen Beziehung. Ich empfehle dir daher bei der Wahl deiner Begleitung auf dein Bauchgefühl zu achten. Zu guter letzt geht es um eine Verbesserung deines Wohlbefindens.

 

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